12 Jahre Wiederaufbau, jetzt ist es soweit.
Nachdem am 11. Januar 2007
vom Verein "Prignitzer Kleinbahnmuseum Lindenberg e.V." die letzte Gleislücke zwischen Vettin und
Lindenberg geschlossen wurde erreichte knapp 38 Jahre nach der
Betriebseinstellung wieder ein Zug den Ort Lindenberg. Mit einer Festwoche im Mai
(12. Mai bis 20. Mai 2007) wurde dieses
Streckenstück feierlich eröffnet.
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Quelle: Verein "Prignitzer Kleinbahnmuseum Lindenberg e.V." |
Aber bitte alles der Reihe nach!
Die Strecke der ehemaligen schmalspurigen Kleinbahn
Quelle: Schmalspurbahnarchiv transpress-verlag, 1980
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Am 15.10.1897 wurde der Verkehr auf den Schmalspurbahnen der Kreise Ost-
und Westprignitz zwischen den Städten Perleberg und Kyritz (47,3 km)
einschließlich eines Abzweiges von Rehfeld nach Breddin (10,6 km)
eröffnet.
1900 folgte die Strecke von Viesecke nach Glöwen (15,2 km) und
1907/1908 etappenweise die Strecke von Lindenberg nach Pritzwalk
Kleinbahnhof (18,7 km). Mit der 1912 geschaffenen Verbindung von Lindenberg nach
Kreuzweg (10,2 km) erreichte eines der bedeutenden Netze im Land
Brandenburg seine maximale Ausdehnung (102,0 km).
Im Volksmund nannte man die Kleinbahn Pollo.
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Mit dem Ersatz der als Reparationsleistung demontierten Normalspurstrecke zwischen Glöwen und
Havelberg durch eine 750 mm Schmalspurbahn kamen 1948 zwar noch einmal 9,2
km dazu, allerdings wurde damals auch schon der erste Streckenabschnitt (Viesecke-Zernikow)
stillgelegt.
Am 31.12.1967 fuhr der letzte Zug zwischen Lindenberg und Glöwen und
am 31.05.1969 wurde fast das gesamte Netz stillgelegt. Nur auf der Strecke
Glöwen-Havelberg, ging es noch bis 16.09.1971 weiter.
Der Pollo existierte nur noch in den Erinnerungen |
Bahnhof Lindenberg
Zeichnung nach einem Foto von K. Kieper
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Wer mehr
über die Geschichte der Schmalspurbahnen der Prignitz wissen möchte,
hier gibt es Literatur: |
Prignitzer Kleinbahnmuseum Lindenberg e. V.
"Prignitzer Kleinbahnmuseum Lindenberg e.V."
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Der Verein "Prignitzer Kleinbahnmuseum Lindenberg e.V." wurde
1993 mit dem Ziel der Einrichtung eines Museums und des Wiederaufbaus
eines Teilstücks dieser schmalspurigen Kleinbahn Brandenburgs als
Museumsbahn gegründet.
Wenn man den kleinen Ort
Lindenberg, einst der zentrale Punkt des
Netzes, besucht, findet man in einem ehemaligen Lagerschuppen eine
informative Ausstellung und nur wenige Meter entfernt vor dem ehemaligen
Beamtenwohnhaus einen
"stationären" Museumszug. |
99 4644 auf dem Museumsgleis längs der Straße nach Glöwen
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An der Spitze des Zuges befindet sich Lok 99 4644, eine ehemalige
Prignitzer Lok (1965-1969).
1912 für die Kreisbahn Landsberg-Rosenberg
gebaut kam die Lok 1928 zu den Kleinbahnen des Kreises Jerichow und nach
deren Stillegung in die Prignitz.
Von 1976 bis 1994 war sie als
technisches Denkmal im BW Neustrelitz aufgestellt. Den aufopferungsvollen Bemühungen des Vereins ist es zu verdanken,
daß die Lok nicht nach NRW verschenkt wurde sondern im Mai 1994
wieder nach Lindenberg gelangte.
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Diesem Werdauer mit 5 Fenstern sieht man sein
Hühnerstalldasein nicht mehr an.
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Der Verein kämpft um jeden Wagen, der irgendwo in der Prignitz noch
zu finden ist. Die letzte große Tat ist die Wiederaufarbeitung des
Prignitzer Wagens 970-864, Baujahr 1907 (Werdau).
Seine Holzbänke dienten 25
Jahre lang zahlreichen Hühnern zur Eiablage. Jetzt ist er wieder ein
wahres Schmuckstück und rollt auf den Schienen der Museumsbahn.
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Der Pollo fährt wieder
Eröffnungszug bei Mesendorf
Foto: D. Radke, Radke-Verlag
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1994 wurde mit dem Wiederaufbau der Prignitzer Schmalspurbahn als Museumsbahn begonnen und am
09.05.2002
wurde das erste Teilstück von Mesendorf nach Brünkendorf eröffnet. Den Eröffnungszug zog 99 542 aus dem
Preßnitztal. Das paßte,
schließlich dienten drei sächsische IV K jahrelang in der Prignitz:
- 99 557 (1909) von 1954 bis 1971
- 99 576 (1912) von 1953 bis 1969
- 99 593 (1914) von 1952 bis 1971
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Museumszug im Bahnhof Mesendorf
im Vordergrund der Putbuser
970-788
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Liebevoll restaurierte Wagen befördern die Besucher.
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Beim Pollo kommt die Tankstelle zur Lok!
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Diesellok V 10.101 (ehemals Stahlwerk Brandenburg)
wird auf den
Einsatz vorbereitet. |
Die Strecke des Pollo liegt im Endmoränengebiet, es gibt
Steigungen bis 1:70. Der höchste Punkt der
Strecke mit 96,8 m über NN befindet sich zwischen Mesendorf und
Klenzenhof. Der Museumszug besteht in der Regel aus:
- einer V10c
- dem restaurierten Packwagen 975-312 (auch er war zeitweilig
ein Hühnerstall in Lindenberg)
- dem 1927 in Wismar gebauten Personenwagen 970-788
Als "Verstärkungswagen " kommt ein Vierachser aus dem
Erzgebirge zum Einsatz.
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Museumszug im derzeitigen Endpunkt Vettin (Juli 2004).
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Ein Teil des Begleitpersonals in Brünckendorf
Zum Glück
sind so viele Kräfte im Einsatz...
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...denn unterwegs muß auch mal ein morscher Baum
vom Gleis
geschafft werden.
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Dampfloks zu Gast in der Prignitz
Nachdem 2002 die 99 542 aus dem Preßnitztal den Eröffnungszug gezogen hatte, weilte
2003 die
ehemalige Prignitzlok 99 4511 (II) zu Gast in ihrer alten
Heimat und zog einige Museumszüge zwischen Mesendorf und Brünkendorf. |
99 4511 (I) (Baujahr 1899) fuhr bis 1961 auf der Kreisbahn
Rathenow-Senzke-Nauen, danach bis
1965 auf Rügen.
Als "neugeborene" 99 4511 (II) erlebte sie von 1966
bis 1971
ihren Einsatz auf den Prignitzer Strecken und ist jetzt in
Jöhstadt beheimatet.
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Anläßlich der 110-Jahrfeier der
Preßnitztalbahn Pfingsten 2002
erfolgte die Wiederinbetriebnahme der 99 4511 (II).
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Am 14.05.2004 eröffnete die 99 1401 aus dem Mansfeld den neuen
Streckenabschnitt Brünkendorf-Vettin. Die Museumsbahn ist jetzt 7,9 km lang
und es fehlt nur noch ca. 1 km bis nach Lindenberg... |
Gern erinnern wir uns an "Steinbach 2000", das
eindrucksvolle Eisenbahnfest im Preßnitztal. Unter den Stargästen war
auch die Schlepptenderlok "20", oft als "neue" 99 1401
unterwegs.
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Die "echte" 99 1401 war das Baumuster eines sowjetischen Exportauftrags
für
Waldbahnen und wurde 1947 in Babelsberg gebaut. Es war die einzige
Schlepptenderlok auf den Gleisen der Prignitzer Kleinbahn. Sie fuhr dort von
1948 bis 1967. Die "neue" 99 1401 ist normalerweise auf den Strecken der
Mansfelder Bergwerksbahn unterwegs.
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Was man nicht versäumen sollte...
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In der Gaststätte in Lindenberg gegenüber der Dorfkirche suchten
wir Zuflucht vor Sturm und Gewitter und durften dort außer dem
preiswerten und guten Essen auch ein Lindenberger Original, den ununterbrochen
Gedichte vortragenden Gastwirt Bernd Lamprecht genießen.
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Ob Reuter-Couplets oder Heimatgedichte über die Prignitz und den
Pollo,
es war ein Erlebnis.
Und natürlich gehörte zu den vorgetragenen Gedichten
auch ein Spruch des Lindenberger Gastwirt Hermann Kiekbach vom Gasthof
"Zur Eisenbahn", der das Schweineschnäuzel VT 133 525 am Abschiedstag verzierte: |
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Lieber Pollo!
Grüß in Kyritz mir die Knatter
die Stepenitz in Perleberg
in Pritzwalk grüß die Dömnitz
Du selbst sei auch gegrüßt mein Zwerg
aus der Gemeinde Lindenberg
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Pollo, auch wir wünschen allzeit gute Fahrt!
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letzte Änderung: 28.02.0711.07.21
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