Zwischen Rapsfeldern und Bergbauhalden verkehrt die älteste betriebsfähige
Schmalspurbahn in Deutschland. Sie ist ein wichtiger Teil der über
800-jährigen Geschichte von Bergbau und Hüttenwesen im Mansfelder Land.
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Am 15. November 1880 begann das Schmalspurzeitalter auf 750 mm Spur mit der 5
km langen Strecke von den Glückhilfschächten bis zur Kupferkammerhütte in
Hettstedt. Schrittweise entwickelte sich die Bahn zu einer der größten
schmalspurigen Werksbahnen. In den zwanziger Jahren erreichte sie mit ca. 50 km
die größte Ausdehnung, verband sechs Hüttenbetriebe und sieben Schächte der
Mansfelder Mulde. Mehr als 700 Güterwagen und etwa 30 Dampflokomotiven standen
zur Verfügung.
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Es gab aber auch über 30 Personenwagen, denn bereits seit 1882 wurde
Personenverkehr durchgeführt. Etwas Besonderes sind die Reisezugwagen
mansfeldischer Bauart. Heute existieren zum Glück noch zwei echte topsanierte Mansfelder (Nr. 56 und Nr.
75).
Werkfoto des Wagen 19 (Quelle: Modelleisenbahner 12/1980) |
Werkfoto eines 1½ stöckigen Personenwagen (Quelle:
Modelleisenbahner 12/1980) |
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Wagen 56, gebaut 1901 von der AG für Eisenbahn-Wagenbau
in Breslau |
Wagen 75, gebaut 1951 von LOWA Gotha |
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Mit der Erschöpfung aller Mansfelder Schächte in den sechziger Jahren
reduzierte sich die Streckenlänge der Mansfelder Bergwerksbahn auf etwa
20 km. Der planmäßige Zugverkehr endete schließlich am 27. Dezember
1989 mit der Schließung der Kupfer-Silber-Hütte "Fritz Beyling"
in Hettstedt. Das reguläre Ende des Werksbahnbetriebes auf der
Bergwerksbahn kam mit der Schließung der August-Bebel-Hütte Helbra am
10. Oktober 1990.
Aber bereits am 5. April 1990 wurde der Personenverkehr im Rahmen eines
geplanten Museumsbahnbetriebs wiederaufgenommen und am 16. November 1991
erfolgte die Gründung des Vereins "Mansfelder Bergwerksbahn e. V." |
Das sanierte Bahnhofsgebäude von Klostermansfeld ist gleichzeitig
der Sitz des Vereins, dessen Museumsbahnhof Benndorf nur wenige Schritte
entfernt ist.
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Nachwuchssorgen scheint es keine zu geben, wenn man den kleinen
Hilfsheizer und den jungen Feuerwehrmann beim Wasserfassen beobachtet.
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Die heute betriebene Strecke ist 10,7 km
lang und erstreckt sich zwischen den Bahnhöfen Benndorf und Hettstedt
Kupferkammerhütte, allerdings endet der Reiseverkehr noch an der Haltestelle
Hettstedt Eduardschacht.
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Abfahrbereiter
Museumszug am Bahnsteig in Benndorf |
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Nach dem Rangieren
fährt der Zug von Kupferkammerhütte kommend an der Haltestelle
Hettstedt Eduardschacht vor. |
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Die Rapsfelder rund um das Sierslebener Gleisdreieck
bilden einen herrlichen Rahmen für den Auftritt der Lokomotiven und
Züge. Was macht es da aus, wenn der Himmel in diesem kühlen Frühjahr
manchmal etwas grau und dunkel ist? |
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Am Dreieck Siersleben finden an Tagen mit Zweizugbetrieb
wie z. B. anläßlich des Mansfelder Eisenbahnfestes "130 Jahre
Mansfelder Bergwerksbahn" Zugkreuzungen statt. Früher zweigte hier
die Strecke in östliche Richtung zum Otto-Brosowski(*)-Schacht (ehem.
Paulschacht) bei Augsdorf ab. Auf dem kurzen Streckenrest sind heute Wagen
abgestellt. |
(*) Wem der Name Brosowski noch bekannt
vorkommt: Ja,
das war einer von denen, die die Fahne von Kriwoi Rog jahrelang vor den Nazis
versteckt haben. |
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Zug mit V 10c Nr. 35 und den
echten mansfeldischen Reisezugwagen |
Lok Nr. 9 hat ihren Zug ins
Dreieck zurückgedrückt und wartet auf den Gegenzug |
Das Sierslebener Gleisdreieck war im Streckennetz der
Bergwerksbahn nichts Einmaliges. Die große Linkskurve zwischen
Zirkelschacht und Thondorf ist der Rest des Gleisdreiecks Blechbude. Hier
zweigte die Strecke zum Ernst-Thälmann-Schacht (ehem. Vitzthum-Schacht) bei
Siersleben ab, dessen große Halde in der Ferne zu sehen ist. |
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Link zum Mansfeld Museum |
Der Mansfelder Bergwerksbahn stehen derzeit die Lokomotiven Nr. 9
(Baujahr 1931) und Nr. 11 (Baujahr 1939) zur Verfügung. Es handelt sich
um Dh2t mit 450 PS von Orenstein & Koppel.
Weitere 4 Lokomotiven dieses Typs kamen nach Mansfeld.
- Nr. 6 (Baujahr 1931) wurde als Nr. 8 II ausgemustert und
steht jetzt im Mansfeld Museum
- Nr. 7 (Baujahr 1931)
- Nr. 8 (Baujahr 1931) verunfallt und ausgemustert
- Nr. 10 (Baujahr 1936)
1982 erhielten die Dampflokomotiven Nr. 7, 9, 10 und 11 neue Kessel. |
Lok Nr. 11 ist an der Haltestelle Hettstedt Eduardschacht angekommen. |
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Nr. 10 ist derzeit nicht betriebsbereit. Auf dem Foto links
steht sie im August 2000 vor dem Jöhstädter Lokschuppen.
Neben ihr steht eine weitere Lok der Mansfelder Bergwerksbahn als 99
1401, vielen besser bekannt als Lok Nr. 20. Sie ist derzeit leider
auch nicht betriebsbereit.
Das Foto unten zeigt die Lok Nr. 20 im Bahnhof Friedewald (Bad),
12. September 2009, mittags. |
1946 wurde in Babelsberg - im späteren "Lokomotivbau
Karl Marx" - mit der Produktion von Schlepptenderlokomotiven für die
Waldeisenbahnen der Sowjetunion begonnen. Es waren Lokomotiven der Bauart
Dh2 mit der Bezeichnung Gr (Паровозы типа 0-4-0 серии Гр).
Bis 1954 wurden 418 Maschinen dieses Typs gebaut.
Gr 001 kam nach der Erprobung im Weißeritztal in der Prignitz zum
Einsatz, hier erhielt sie später auch die Nummer 99 1401.
Zwei weitere Lokomotiven kamen als Nr. 19 und Nr. 20 zur Mansfelder
Bergwerksbahn. 1969 wurden sie ausgemustert. |
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Es ist einer der herausragenden Erfolge der Arbeit des
Vereins, 1996 eine Lokomotive dieser Serie aus Estland zurückgeholt zu
haben. Die Lok (Baujahr 1951) wurde bis 2000 hervorragend saniert.
Hoffentlich fährt sie 2011 wieder über die Gleise der Mansfelder
Bergwerksbahn!
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Auch über die ehemalige Lok
Nr. 7 der Mansfelder Berwerksbahn gibt es Gutes zu berichten. Sie gehört heute der
Eisenbahn- Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH (PRESS) und fährt inzwischen als 99
4011-5 auf der RügenschenBäderbahn, besser bekannt als Rasender Roland. Die
Fotos zeigen die Lok im Sommer 2009 im Bahnhof Sellin. |
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Im Beschriftungsfeld der 99 4011-5 taucht das Unternehmen MaLoWa auf.
Bereits 1883 eröffnete in Benndorf eine Reparaturwerkstatt für die
Bergwerksbahn. Sie entwickelte sich zu einem leistungsfähigen Betrieb der
Wartung und Instandhaltung. Im Mansfeld Kombinat "Wilhelm Pieck" Eisleben arbeiteten fast
350 Werktätige bei der Eisenbahn. Aus der Bahnwerkstatt des Kombinates
entstand zunächst die Bahnwerkstatt der Mansfeld Transport GmbH, die von
der neugegründeten MaLoWa Bahnwerkstatt GmbH übernommen wurde. |
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Noch einmal ein
Blick auf Rapsfelder, die große Halde des Niewandtschachtes und die
Strecke der 130-jährigen Mansfelder Bergwerksbahn zwischen den Gleisen
der Bahnstrecke Erfurt-Magdeburg und der Halde.
Fans waren trotz kühlem Wetter einige gekommen und die
Museumszüge wurden auch vom Auto aus bzw. von der Halde am Eduardschacht
gefilmt.
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letzte Änderung: 01.06.1022.07.19
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